Das Problem mit der statischen und leblosen Welt und den bedeutungslosen Bekanntschaften kann relativ einfach behoben werden. Die Spielleitung erschafft eine in sich geschlossene Welt, in der nur Bewohner dieser Welt als SC zugelassen werden. Darüber hinaus nimmt die SL die Arbeit auf sich, die Welt auch zwischen den CONs nicht einschlafen zu lassen. Regelmäßig wird über Ereignisse berichtet und mit den Spielern ein Briefspiel geführt. Im Gegenzug erklären sich auch die Spieler bereit nicht ausschließlich zu den Treffen ihren Charakter aus der Schublade zu holen, sondern zumindest kurz vor der Con mehr oder weniger ausführlich beschreiben was in der Zwischenzeit geschehen ist und wie auf Ereignisse reagiert wurde.

Auf der CON gäbe es auf diese Weise bereits enorm viel Gesprächs- und Spielstoff für die Charaktere. Außerdem hätte ein politisches Spiel Grundlage und Nährboden um sinnvoll betrieben werden zu können. Ein Game of Thrones Setting z.B. macht keinen Sinn, wenn man sich nur alle drei Jahre ohne fortlaufende Ereignisse trifft. Über was sollte verhandelt werden? Welche Krisen sollten besprochen werden?

Darüber hinaus gäbe es ein, für alle Charaktere gleiches, Grundgerüst was Magie, Kultur und sonstiges Regelwerk angeht.

 

Auch die Spielersterblichkeit und die damit erhöhte Spannung kann recht simpel eingeführt werden. Es muss nur deutlich deklariert werden, damit jeder Spieler weiß worauf er sich einlässt und es braucht eine konsequente Spielleitung. Außerdem sollte das Spielsystem entsprechend ausgelegt sein, dass die meisten Charaktere nicht allzu lange überleben, zumindest wenn sie unvorsichtig gespielt werden. Auf solchen CONs gäbe es vermutlich bedeutend weniger Kämpfe, aber die Bedrohung liegt dafür ständig in der Luft und macht es ohne Zweifel viel spannender, als würde man permanent ohne Risiko und Folgen auf einander eindämmeln. Meiner Meinung kommt bei einem solchen Spielsystem nur DkwDdK (Du kannst was Du darstellen kannst) in Frage. Das Ansammeln von Erfahrungspunkten empfinde ich in den LARP-Regelwerken, die ich kenne, sowieso als fragwürdig. Auch das Kampfsystem müsste angepasst werden um mehr realistisches Gefühl zu erzeugen. Alles machbar, erfordert aber natürlich mehr Spielerverantwortung und SL-Konsequenz. Beides führt meiner Überzeugung nach jedoch zu einem freieren, und stimmungsvolleren Spiel.

Solche Spieler, die mit diesem System nichts anfangen können, weil sie eben lieber Gewandungsgrillen und etwas kämpfen wollen, werden sich (bei richtiger Deklaration) schlicht nicht für ein solches CON entscheiden, während jedoch Spieler die Interesse an stimmungsvollem und tiefgründigen Rollenspiel haben angelockt werden.

 

Schließlich müsste, meiner Meinung nach, die Spielleitung deutlich machen was für Spiel gewünscht wird, was der Zweck der Veranstaltung ist und Hilfestellungen für Spieler leisten, die Schwierigkeiten haben in dieses System einzusteigen, aber Interesse haben.

In den Jahren in denen ich P&P-Runden meistere, habe ich immer und immer wieder festgestellt, dass der entscheidende Faktor der Spielleiter ist, um nötige Atmosphäre aufzubauen. Natürlich braucht man Spieler die dieses hehre Ziel mit verfolgen, aber betrachtet man das einmal genauer, so verfolgt dieses Ziel ausnahmslos jeder Spieler am Tisch, selbst wenn sie zunächst nicht den Eindruck machen. Im Grunde sehnt sich jeder nach stimmungsvollem Rollenspiel. Es gibt jedoch viele Spieler, die Hilfestellungen brauchen um dieses Ziel zu erreichen. Das macht sie in keinster Weise zu schlechteren Rollenspielern. Ich habe sogar völlig gegenteilige Erfahrung gemacht, so dass Spieler die scheinbar nichts anderes zu tun hatten, als permanent OOC-Kommentare zu machen und sonstigen Quatsch veranstalteten, plötzlich den gesamten Spielabend in Rolle waren, dramatische Reden geschwungen haben und mit Herzblut ihren Charakter dargestellt haben. Alles was dafür nötig ist, ist hier und da ein Hinweis an die Spieler, worauf geachtet werden soll, eine Verknüpfung der Charakterhintergründe mit der Welt und das erschaffen von emotionalen Ereignissen, die die Charaktere direkt berühren. Und wenn dem Spieler diese Berührung schlicht nicht auffällt, dann sollte der Spielleiter ihn subtil darauf hinweisen. Nicht etwa zwang-artig, sondern vielmehr in einem Nebensatz versteckt, sodass der Spieler das Gefühl hat selbst darauf gekommen zu sein.

Ich bin davon überzeugt, dass ähnliche oder sogar die gleichen Techniken auch im LARP funktionieren würden.

 

 

Nachdem ich mir selbst also gesagt hatte, was meiner Meinung nach, nicht richtig läuft und dann darauf kam, dass es für all diese Probleme durchaus Lösungen gibt, begann ich ganz konkret darüber nachzudenken wie ich es machen würde. Bekannter Weise bringt es nichts einfach zu lamentieren, wenn man möchte, dass Dinge getan werden, dann muss man sie selbst erledigen.

 

Wir kommen also zu meinem Konzeptvorschlag. Bitte behaltet im Hinterkopf, dass ich nicht vorhabe ein perfektes Konzept auszuarbeiten, dass für alle gleichermaßen funktioniert. Würde ich das versuchen, würde ich zum Scheitern verurteilt sein und schlussendlich genauso einen Mainstream-Käse fabrizieren wie etwa ein Drachenfest oder Conquest. Dieses Konzept hat die Anforderung maßgeschneidert für Leute zu sein, deren Hauptaugenmerk auf dem Rollenspiel, den Charakteren, der Geschichte und eben der Atmosphäre liegt. Die eine stimmungsvolle und logische Welt suchen in der sie fortlaufend Erfahrungen machen können, die spannend und tiefgründig sind. Außerdem möchte ich betonen, dass damit lockeres Rollenspiel nicht verbannt werden soll, sondern ergänzt.

 

 

Als Anreiz diente mir ganz klar die Game of Thrones Serie. Politisches Spiel hat großen Reiz. Ob ein Teilnehmer nur versucht seine persönliche Macht auszubauen, ob er zu Reichtum gelangen möchte, ob er tatsächlich für das Wohl seiner Untergebenen einstehen möchte oder ob er als Handlanger von jemand dritten dazu gezwungen wird. Es gibt zahllose gute Gründe warum SC sich an der Politik beteiligen.

Für mich ergab sich jetzt zunächst folgendes konkrete Problem:

 

Frage:

Warum sollten sich die Entscheidungsträger der Politik regelmäßig treffen (CON-Grund und Plotaufhänger)

 

Antwort:

Weil sie nun mal die Entscheidungsträger sind und derartige Treffen nötig sind um die Politik zu betreiben. Eventuell zu einem alljährlichen Hoftag oder sonstigem.

Allerdings ergibt sich ein weiteres Problem…

 

Frage:

sind alle Spieler Entscheidungsträger? Etwa im Game of Thrones-Setting müsste auf diese Weise jeder SC ein Lord sein um tatsächlich mitreden zu können. Ansonsten würden die Herren sich zu Beratungen zurück ziehen und das gesamte Gefolge würde kaum etwas von diesen Prozessen haben. Nur Lords würde aber natürlich Gefolge vermissen lassen, ohne das es schlicht albern wirken würde.

 

Anforderung:

Wir brauchen ein Setting in dem jeder Spieler direkt an der Politik mitwirken kann. Es muss aber gleichzeitig so offen sein, dass jeder Spieler im Grunde alles spielen kann was er möchte.

 

Ergebnis:

Eine spätantike Stammesgesellschaft. Einen festgefügten Adel gibt es nicht wirklich. Gemeinschaften regieren sich im Grunde selbst und organisieren sich lediglich in einem Stammverbund um größeren Einfluss und höhere Sicherheit zu erlangen.  Der Grundstein des Konzepts war gelegt.

 

Weiter bei Teil 3

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